Ferienspiele machen Main zum Zauberfluss


Quelle: Frankfurter Rundschau - Aug 3, 2005

Am Freitag schließt das "Märchenland" für Kinder ab den Okriftler Mainwiesen nach zwei Wochen seine Tore

von Thomas Bach

In diesem Jahr verwandelten sich die Mainwiesen in Okriftel bei den Ferienspielen in das „Main-Märchenland". 142 Kinder im Alter von sechs bis zwölf Jahren ließen ihrer Fantasie freien Lauf. Am Freitag wird das Abschlussfest gefeiert.

HATTERSHEIM • 2. AUGUST • Mit lautem Knattern nähert sich das kleine Mehrzweckboot der Freiwilligen Feuerwehr Eddersheim dem Mainufer in Okriftel. Als sich die kleine Klappe senkt, springen die etwa zehn Kinder an Land und bekommen von der nächsten Gruppe gierig die Schwimmwesten abgenommen. Die Eddersheimer Wehr ist zum dritten Mal mit ihrem Boot bei den Ferienspielen der Stadt Hattersheim zu Gast. „Das ist jedesmal ein totales Highlight", sagt die Leiterin der Ferienspiele, Brigitte Weindl. Und es passt auch zu dem diesjährigen Motto „Main-Märchenland", erklärt sie: »Da wird der Fluss zum Zauberfluss, man muss sich nur etwas einfallen lassen."

Mit 190 PS über den Main

Julia ist eine von den 142 Kindern, die in diesem Jahr dabei sind. Ihr hat die Bootsfahrt unter den anderen Angeboten wie Theater, Jonglage, Hörspiel, Häuser bauen oder Tanzen bislang am besten gefallen. „Wir durften auch alle selbst lenken", erzählt die Achtjährige aufgeregt, „und die haben uns erklärt, dass das ein Rettungsboot ist und dass die Schwimmwesten im Wasser aufplatzen und wir dann auf dem Rücken schwimmen." Dann widmet sie sich wieder ihrer Handpuppe „Sissi". Das 190 PS starke Boot verschwindet flussaufwärts Normalerweise kommt es drei- bis viermal pro Jahr zum Einsatz, „zur Brandbekämpfung oder zur Menschenrettung", erklärt Feuerwehrmann Markus Schlott. Die Eddersheimer Feuerwehr ist als einer von sechs Hattersheimer Vereinen an den Ferienspielen beteiligt. „Es ist schwer, Vereine zu finden", sagt Brigitte Weindl, „denn die Ferienspiele sind unter der Woche und in der Ferienzeit."

Auf den Mainwiesen übt Till Jung als Teil des fahrenden Volks den Umgang mit einem Diabolo. Geschickt hantiert er mit den zwei Stöcken, die mit einem Seil verbunden sind, und balanciert den sanduhrförmigen Kreisel darauf. „Bei den Ferienspielen übe ich zwei Stunden am Tag", sagt der Zehnjährige, „ansonsten einmal alle zwei Wochen." Nebenan fertigt eine Gruppe Gipslandschaften an, ein Stück weiter studiert Betreuerin Larah Quirin mit sechs Mädchen einen Tanz ein. Der neun Jahre alten Julia wird es langsam zu viel. „War's das oder geht's noch weiter?" fragt sie, lässt die zwei Stofftücher an ihren Handgelenken sinken und verzieht das Gesicht. „Das geht noch viel weiter", sagt Quirin und drückt wieder die Starttaste am CD-Player. Schließlich soll der Tanz bis Freitag sitzen. Dann präsentieren die Kinder die Ergebnisse aus zwei Wochen Ferienspielen. Auch ein Hörspiel, das die Kinder aufgenommen haben, wird dann vorgestellt, ebenso ein Märchenbuch mit selbst erdachten Geschichten.

Die Theatergruppe, die vom Theaterpädagogen Georg Bachmann betreut wird, tritt ebenfalls auf. „Aus mehreren Märchen haben wir eins gemacht", erklärt die zehn Jahre alte Hannah. „Und wir haben auch ein Lied", ergänzt die neunjährige Hanna. Davon gibt die Theatergruppe gleich eine Kostprobe. „Lassen sie uns durch, lassen sie uns durch, wir sind Arzt", singen die zehn Kinder lauthals. „Das ist für den Anfang, wenn wir auf die Bühne kommen", erklärt Hanna. „Lampenfieber haben wir noch nicht, das kommt noch", sagt Aline (11).

Vom nahe gelegenen Sportplatz kommt auf einmal der Ruf „Essen ist fertig", und die Kinder laufen schnell zum Händewaschen, bevor sie sich für Bratwurst und Pommes anstellen. „Das passt auch zum Main-Märchenland", erklärt Brigitte Weindl, „das ist die Fütterung der Raubtiere."

BEIM ABSCHLUSSFEST am Freitag, 5. August, zeigen die Kinder auf den Okrifteler Mainwiesen von 14 bis 16 Uhr, was sie während der Ferienspiele einstudiert haben.

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