Feuer geben Rätsel auf


Quelle: Höchster Kreisblatt - Sep 5, 2013

Die Ermittlungen nach dem Wohnhausbrand im Okrifteler Grimmweg dauern an - Mülltonnen brennen in Hattersheim

Die Löscheinsätze der Feuerwehr häuften sich in den vergangenen Tagen. Das könnte rein zufällig sein.

Okriftel/Hattersheim. 

Die Fans von Tatort, Polizeiruf 110, Großstadtrevier und wie die Krimiserien im Fernsehen alle heißen, werden sich wundern, vor allem die aus Okriftel. Im Grimmweg, mitten in einer Wohnsiedlung des Stadtteils, stand in der Nacht zum Donnerstag ein Haus in Flammen. Einige wurden gegen 2.30 Uhr aus dem Schlaf gerissen, als 50 Einsatzkräfte der Feuerwehr mit Blaulicht und Martinshorn in die Straße einfuhren, um Schlimmeres zu verhindern. Der eine oder andere wird sich seine Gedanken gemacht haben, denn ein Brand in dieser Größenordnung ist nicht ohne, gerade wenn er sich in einem dicht besiedelten Gebiet zuträgt.

Zum Glück bekamen die Brandschützer das Feuer schnell in den Griff. Sie konnten durch das Haus auf den Dachboden gelangen, wo der Brand loderte und durch einen mehrstündigen Löscheinsatz die Flammen besiegen. Das Feuer, so viel war schon in der Nacht für die Einsatzkräfte zu erkennen, war in einem angebauten Holzschuppen ausgebrochen. In dessen Überresten waren wiederum keine Elektrogeräte oder ähnliches zu erkennen, so dass ein technischer Defekt wohl ausgeschlossen werden könne, so die Einschätzung der Brandschützer. Bewohner konnten das Feuer aus Versehen auch nicht verursacht haben. Es befand sich niemand im Haus. Liegt eine Brandstiftung vor? Diese Frage liegt also nahe. Die Brandursache, das gab die Polizei gleich am Donnerstag bekannt, stehe aber noch nicht fest.

 

Krimi und Alltag

 

Aus den Krimiserien im Fernsehen haben viele das vermeintlich weitere Vorgehen der Polizei im Kopf: Ein Ermittler, der möglichst noch in der Nacht mit der Spurensuche beginnt. Zeugen werden gehört, Verdächtige vernommen, die Presse produziert Schlagzeilen und ruckzuck ist der Täter - in diesem Fall wäre es kein Mörder, sondern ein Brandstifter - dingfest gemacht worden. Die Polizeialltag sieht aber ganz anders aus. Nach der Benachrichtigung der Presse am Donnerstagmorgen war vor den Ordnungshütern zu dieser Sache erst einmal nichts mehr zu hören. Lieber wird in Ruhe gearbeitet. Das heißt aber natürlich nicht, dass die Polizei untätig geblieben ist.

Wie Polizeisprecher Andreas Beese auf unsere Nachfrage erzählt, sei das Fachkommissariat der Kriminalpolizei für Branddelikte weiterhin mit dem Fall beschäftigt. Grundsätzlich sei die Ermittlung der Ursache eines Feuers nicht einfach, bei der Suche in den Überresten suchten die Kollegen nach Hinweisen, die auf eine chemische oder physische Reaktion, einen technischen Defekt oder Brandstiftung hinweisen. Oft werde dafür das Ausschluss-Prinzip angewendet, erklärt Beese. Die Kripo-Ermittler schauten aber auch auf das Brandbild, zum Beispiel wie Drähte verglüht sind, achteten auf unterschiedliche Merkmale des Brandortes. Bis die Ermittlungen abgeschlossen seien, vergingen manchmal Monate. Das kommt ganz auf die Spuren und eventuelle Zeugenaussagen an. Ob Strafanzeige gestellt wird, ist ohnehin die Sache der Staatsanwaltschaft.

 

Vernehmung steht aus

 

Die Polizei hält sich zum Fall im Grimmweg bedeckt. Die Ermittlungen seien noch nicht abgeschlossen, da der Geschädigte - in diesem Fall die bisherige Hausbewohnerin - aus gesundheitlichen Gründen noch nicht vernommen werden konnte, hieß es gestern. Zur Brandursache trifft die Polizei weiterhin keine klare Aussage. Nur so viel: Selbstverständlich würden Zusammenhänge zu anderen Bränden hergestellt, wenn sich diese Option denn ergebe, sagt Beese. Es würden aber keine Anhaltspunkte bestehen, die auf einen Brandstifter oder gar Serientäter hindeuten.

Zumindest bei dem einen oder anderen Okrifteler werden Erinnerungen an die Brandstiftungen im Frühjahr 2012 wach geworden sein, als unter anderem ein Vereinsheim, eine Scheune und eine Gartenhütte abbrannten. Das Feuer brach immer an relativ leicht entzündbaren Stellen aus, immer nachts, immer an Gebäuden, in denen sich zu diesem Zeitpunkt keine Menschen aufhielten. Zu dieser Serie, sagt Beese, konnte die Polizei bis heute keinen Täter ermitteln.

 

Löscheinsätze rückläufig

 

Keinen Zusammenhang sieht die Polizei zwischen dem Brand im Grimmweg und den Mülltonnenbränden dieser Tage. So wurde die Feuerwehr in der Nacht zum Mittwoch erneut alarmiert, weil eine Wertstofftonne auf einem Abstellplatz in der Hans-Riggenbach-Straße brannte. Am späten Sonntagabend waren die Einsatzkräfte bereits in die Pregelstraße gerufen worden, wo ein Feuer von drei Mülltonnen auf eine Garagenfassade übergriff. In diesem Fall ermittelt die Polizei nun wegen Sachbeschädigung. „Zu Mülltonnenbränden werden wir immer mal wieder gerufen“, sagt Stadtbrandinspektor David Tisold. Auch grundsätzlich seien Löscheinsätze in diesem Jahr aber nicht besonders häufig vorgekommen. 45 Mal musste die Hattersheimer Feuerwehr bisher aus diesem Grund ausrücken. 2012, dem Jahr der beschriebenen Brandserie, gab es 82 Brände im Stadtgebiet, davon 49 in Hattersheim, 18 in Okriftel und 15 in Eddersheim. Dem stehen im Jahr 2011 93 Brände gegenüber. Die Löscheinsätze der Hattersheimer Feuerwehr sind insgesamt also rückläufig. rem

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