Spaziergänger zweifeln: "War es wirklich Selbstmord?"


Quelle: Höchster Kreisblatt - Feb 15, 2013

Der Todesfall auf den Schienen war gestern das Gesprächsthema in Eddersheim. Mit dem Posten-19-Weg verbindet mancher Probleme am Bahnübergang.


Eddersheim. Als Karl Herber gestern das Kreisblatt aufschlug, fand er die Erklärung für die vielen Einsatzwagen der Feuerwehr und Polizei, die am Mittwochabend am Bahnhof vorfuhren. Ein Mann war von einem Zug erfasst und tödlich verletzt worden. Die Bahnstrecke zwischen Höchst und Wiesbaden musste deshalb für fast drei Stunden gesperrt werden. Wie die Bundespolizei am selben Abend vermeldete, habe der Verstorbene Suizid begangen. Daran hat Herber seine Zweifel: "War es wirklich Selbstmord", fragte unser Leser.

 

Seine Zweifel kann Herber schnell erklären. Der Fall hatte sich in der Nähe des kleinen Bahnüberganges am Posten-19-Weg zugetragen. Auf dem war der Eddersheimer schon oft unterwegs. Zwar nicht am Mittwochabend, aber zuletzt am Sonntag, an dem er zum wiederholten Male lange vor den Schranken gewartet habe. Zu lange. 15 Minuten habe es gedauert, bis der Weg wieder freigegeben worden sei. In dieser Zeit sei gar kein Zug vorbeigekommen. Die Schranken am nahen Bahnhof seien längst wieder oben gewesen.

 

Herber habe es schon häufig erlebt, dass Spaziergänger, Jogger oder Radfahrer nicht so lange warten wollten und die Schienen auf dem Posten-19-Weg überquerten, auch wenn die Schranken noch unten seien. Der damit verbundenen Gefahr, vermuteten Herber und andere Eddersheimer, mit denen er sich gestern darüber unterhielt, habe sich der Mann am Mittwoch bestimmt auch ausgesetzt und sei dann von dem Zug erfasst worden.

 

"Nein", sagt Bundespolizei-Sprecher Ralf Ströher. Der Bahnübergang habe nichts mit diesem Fall zu tun. Der Mann, ein 22-Jähriger aus Hochheim, sei etwa 100 Meter von den Schranken entfernt zu Tode gekommen. Es sei auch eindeutig zu rekonstruieren gewesen, dass er an dieser Stelle von der S 1 erfasst worden ist. Ein weiterer Hinweis, der eindeutig auf einen Suizid schließen lasse, habe sich aus der Aussage des Lokführers ergeben. Der Mann sei nach dessen Wahrnehmung nicht beim Überqueren der Schienen überrascht worden. Er sei urplötzlich auf den Gleisen aufgetaucht. Zu spät für den Lokführer, um noch reagieren zu können. Er erlitt einen Schock. Weitere Personen kamen nicht zu Schaden.

 

 

28 Züge zu spät

 

Der Vorfall hatte erhebliche Auswirkungen auf den Zugverkehr. Weil die Strecke zwischen 18.15 und 21 Uhr gesperrt war, verspäteten sich 28 Züge, 10 mussten umgeleitet werden, eine Fahrt viel aus.

Auch wenn die Sachlage für den Fall am Mittwoch eindeutig ist, wünscht sich Karl Herber, dass sich die Deutsche Bahn dem Übergang am Posten-19-Weg annimmt. Zu häufig komme es vor, dass die Schranken viel zu lange geschlossen blieben und Menschen sich deswegen vorzeitig über die Gleise bewegen. Auch Jugendliche, die von der Heinrich-Böll-Schule kämen. Doch auf Beschwerden reagiere die Bahn nicht, so Herber. Sie vertraue weiter auf die Videokamera, die den Übergang überwacht. Wenn auf dem zugehörigen Monitor in Heddernheim keine Bilder ankommen, sieht laut der Bahn das Prozedere für den Notfall vor, dass ein Sicherungsposten die Regelung des Verkehrs übernimmt. Bis der Bahn-Mitarbeiter eingetroffen ist, sind die Lokführer angehalten, den Zug auf Schrittgeschwindigkeit zu drosseln und zu schauen, ob der Weg auf den Schienen frei ist. rem

 
Schauen Sie sich auch die Einsatz-Details des folgenden Einsatzes an:
Person vom Zug erfasst
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