500 Sandsäcke abgefüllt, die Mülltonnen angebunden


Quelle: Frankfurter Neue Presse - Jan 11, 2011

Okriftel/Eddersheim. Lydia Martinek hat das Hochwasser immer im Hinterkopf. Seit sieben Jahren bewirtet sie die Gaststätte «Radfahrerhalle» am Okrifteler Wäldchen. Die Wirtin weiß, dass der Standort in der Nähe des Mainufers mit Risiken verbunden ist.

Mögliche Vorkehrungen gegen das Hochwasser hat Lydia Martinek mehrfach in Gedanken durchgespielt. Nun trat erstmals der Ernstfall ein. Die Betreiberin der Gaststätte hat die Lage noch im Griff: «Ich bin ganz froh, weil es kein schlimmes Hochwasser ist und man jetzt weiß, wie man sich verhalten muss», erklärte Lydia Martinek gestern. Das Wasser stand bis zur Fassade des Gebäudes in der Jahnallee.

Die Wirtin hat aus ihrer ersten Begegnung mit dem Hochwasser gelernt. Zum Beispiel, dass es ratsam ist, lose Gegenstände im Außenbereich anzuketten. «Wir mussten die Mülltonnen anbinden», sagte Lydia Martinek. Gestern war sie zuversichtlich, dass ihr Restaurant weiter geöffnet bleiben kann. Der Zugang sei durch den Seiteneingang am Festplatz möglich. «Augen zu und durch», meinte die Okrifteler Wirtin, die sich nicht über mangelnde Kundschaft beklagen kann. Viele Menschen seien in der Nähe des Mains unterwegs, um das Ausmaß der Überschwemmung zu betrachten, erklärte die Gaststätten-Chefin. «Am Sonntag war hier die Hölle los.» Das Restaurantgebäude wurde von den Mitgliedern der Freiwilligen Feuerwehr mit Schutzwänden ausgestattet, um die Eingangstüren abzusichern. Bisher sei es aber nicht notwendig gewesen, diese Barrikaden aufzubauen. Um Wasser im Keller muss sich die Wirtin auch nicht sorgen. Den gibt es in der Radfahrerhalle nämlich nicht. Die Fußballplätze in Okriftel und Eddersheim sind ebenfalls vom Hochwasser bedroht. «Es ist an der Grenze, aber es ist noch kein Wasser drauf gelaufen», berichtete der Hattersheimer Stadtbrandinspektor David Tisold. 50 Mitglieder der Stadtteilfeuerwehren füllten am Sonntag rund 500 Sandsäcke. Ein Teil der Säcke wurde an den Fußballclub Germania Okriftel ausgegeben.

Außerdem haben die Feuerwehrleute den Anlegesteg der Okrifteler Fähre gesichert, der im Winter auf einer Wiese am Ufer lagert. Der Parkplatz in der Eddersheimer Ankerstraße sei bereits überflutet, erklärte David Tisold. Auch der Pavillon auf Höhe der Propsteistraße stand am Wochenende im Wasser. Verschont geblieben ist bisher das Gelände der Eddersheimer Ortsgruppe des Vereins für Deutsche Schäferhunde. Bei seinem Besuch am Montag sei der Hundeplatz noch einwandfrei gewesen, erklärte der ehemalige Vorsitzende Norbert Mack. Vor zwölf Jahren sei das Hochwasser bis zum Vereinsheim gestiegen. «Im Moment haben wir aber kein Wasser auf dem Platz», betonte Mack.

Noch steigt das Wasser. Der Pegelstand des Mains habe sich gestern von 4,40 Meter auf 4,50 Meter erhöht. «Wir erwarten einen Pegelstand von 4,80 Metern», berichtete Stadtbrandinspektor Tisold. Der Pegel des Schwarzbaches, der am Wochenende bei 1,50 Meter stand, sei hingegen schon wieder um einen halben Meter gesunken. In den vergangenen Tagen wurde das Wasser laut Tisold vom Schwarzbach ins Wäldchen und die angrenzenden Kleingärten gedrückt. Kurzzeitig musste die Feuerwehr die Brücke hinter dem Hochhaus an der Sindlinger Straße sperren. Tisold kontrolliert die Brücken am Bach regelmäßig, um sicherzustellen, dass sich kein Treibgut unter den Übergängen verfängt. Bisher musste die Feuerwehr nicht zu Einsätzen in den Kellern von Privatpersonen ausrücken. Um die weitere Entwicklung zu beurteilen, müsse man die Regenfälle abwarten, meint der Stadtbrandinspektor. Er glaubt aber, dass Hattersheim «mit einem blauen Auge» davonkommt. sas (sas)

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