Eine Stadt im Fischerfest-Fieber
Quelle: Höchster Kreisblatt - Aug 10, 2009 |
Das Fest der Stadtteilvereine ist gestern zu Ende gegangen. Unser Reporter Sascha Kröner hat sich am Wochenende unters Volk gemischt. Eddersheim. Beim Fischerfest haben die Frauen die Nase vorn. Zumindest, wenn es um die Zieleinfahrt beim Drachenbootrennen geht, macht den «Candy Girls» so schnell keiner was vor. Die Showtanzgruppe des Gesangvereins Liederkranz Eintracht bewies bei der 27. Auflage des Festes erneut, dass sie nicht nur tanzen kann. Nach ihrem Sieg im Vorjahr paddelten die «Candys» erneut auf den ersten Platz. Die Einführung einer Frauenquote, die 2008 angeregt wurde, dürfte damit endgültig vom Tisch sein. Im Vorjahr mussten die teilnehmenden Gruppen noch mit einer vorgeschriebenen Anzahl von Frauen antreten. Diesmal blieb die Besetzung der Boote den Vereinen überlassen. Die «Candy Girls» setzten sich trotz ihres höheren Frauenanteils gegen die Feuerwehr (Platz 2) und die Fußballer des FCE (Platz 3) durch. Auf Platz vier und fünf landeten der Förderverein der Eddersheimer Schule und das Team des Reit- und Fahrvereins. «Es kommt auf die Technik an», sagte Willi Britsch, Kassierer des Vereinsrings, der das Fischerfest ausrichtet. Für besonderes Aufsehen sorgten die Paddler des Fußballvereins. Die Sportler jubelten nach dem Rennen um den dritten Platz so stark, dass sie das 12,50 Meter lange Boot umkippten. Eine Premiere beim Eddersheimer Fischerfest. Auch die Mitglieder der Schiersteiner Hafenclique, die die Boote zur Verfügung stellten, hatten so etwas erst einmal erlebt. Helfer der Freiwilligen Feuerwehr mussten die nassen Fußballer aus dem Wasser fischen. Ein unfreiwilliges Bad nahmen auch einige Teilnehmer des Fischerstechens. Bei dem feuchtfröhlichen Duell ging es darum, trocken zum Ufer zurückzukehren, nachdem der Gegner in den Fluss befördert wurde. Die Kontrahenten standen jeweils auf einem Holzbrett am Ende eines Ruderbootes. Als Hilfsmittel dienten rund drei Meter lange Stangen, deren Enden mit einem Ball gepolstert waren. Beim Versuch, die Brust des Widersachers zu treffen, konnte es schon mal vorkommen, dass die feuchten Stangen abrutschen. So begann das Finale zwischen Feuerwehrmann Patrick Winter und Patrick Rüffer vom Reit- und Fahrverein mit einem Stoß, der Winter am Kiefer erwischte. Das sichtlich überraschte Feuerwehrmitglied bekam Zeit, um sich von diesem ungewollten Treffer zu erholen. Beim anschließenden Aufeinandertreffen schaffte es Rüffer, seinen Gegner regulär ins Wasser zu befördern. Der Rest der zehn Teilnehmer sprang in den Main, um mit dem Gewinner zu feiern, der nun schon sechs Siege beim Fischerstechen sein Eigen nennt. Den dritten Platz belegte Max Solbach. Er konnte sich gegen Udo Gärtner durchsetzen. Kampfgeist bewiesen auch die jungen Eddersheimer. Bei der dritten Stadtmeisterschaft im Seifenkistenrennen schickte Rennleiter Dieter Freidhof 13 kleine Fahrer ins Rennen. Das aufwändigste Fahrzeug steuerte der sechs Jahre alte Lars Göbel. Seine Seifenkiste war vielmehr eine «Seifenwanne», denn Vater Joachim hatte das Gefährt komplett aus Metall konstruiert. «Es ist einfacher, aus Metall zu bauen», erklärte der Kfz-Elektriker. In das Fahrzeug mit dem Kennzeichen «MTK Lars» hatte er eine Fahrradbremse und das Lenkgetriebe eines Autos eingebaut. Alle anderen Seifenkisten wurden mit einem Seilzug gesteuert. Weil die Lichtschranken für die Zeitmessung nicht funktionierten, musste Jürgen Gesang, Zweiter Vorsitzender des Vereinsrings, auf die altbewährte Stoppuhr zurückgreifen. Nach drei Durchgängen schaffte es Lars Göbels Luxus-Seifenkiste auf den dritten Platz (Gesamtzeit 51,62 Sekunden), der Vorjahressieger Sebastian Zengeler (51,44 Sekunden) wurde Zweiter. Den ersten Platz erreichte Tim Kuwaldt (51,15 Sekunden), der sich eine Seifenkiste mit Sebastian teilte. «Nächstes Jahr werde ich dann Dritter», erläuterte Sebastian seinen Plan, alle drei Pokale nach Hause zu holen. Jürgen Gesang ist mit dem Verlauf des 27. Fischerfestes zufrieden. «Es kam mir so vor, als sei auf den Straßen etwas weniger los», gab der Zweite Vorsitzende zu. Es habe aber laut DRK keine größeren Auseinandersetzungen oder Alkoholprobleme mit Jugendlichen gegeben. Auch die Polizeistation in Hofheim sagte gestern Nachmittag, das Straßenfest sei insgesamt ruhig verlaufen. sas/pcb |