Eine Feuerwehr für alle
SPD-Vorschlag im Parlament
Quelle: Höchster Kreisblatt - Apr 15, 2008 |
Hattersheim. Eine Zusammenlegung der Feuerwehren aller drei Stadtteile – in manchen Orten würde diese Idee zu wütenden Protesten der Wehren führen. Nicht so in Hattersheim: Die Wehrführer aller Stadtteile haben die kommende Initiative der Sozialdemokraten in der Stadtverordnetenversammlung zwar nicht euphorisch begrüßt, aber auch nicht kategorisch abgelehnt. Es komme auf die Bedingungen im einzelnen an, sagten die Wehrführer unserer Zeitung. Die SPD begründet ihren Vorstoß mit den finanziellen Problemen der Stadt und den Kosten für die Feuerwehren. Im Haushalt 2008 seien für laufende Ausgaben eine Million, für Investitionen noch einmal 700 000 Euro für die Feuerwehren vorgesehen, heißt es in dem Antrag. Also müssten Einsparmöglichkeiten ausgenutzt werden. Die Sozialdemokraten weisen auf die Ausgaben für die Feuerwehrhäuser und für mehrfach vorhandene Fahrzeuge hin. Als Standort eines neuen Feuerwehrhauses schlägt die SPD die Voltastraße vor, weil von dort aus das gesamte Stadtgebiet schnell zu erreichen sei. Das gilt allerdings, wie die SPD selbst einräumt, nur dann, wenn die Entlastungsstraße West gebaut wird. Genau das sagt auch Eddersheims Wehrführer und Stadtbrandinspektor David Tisold. Die Verkehrsanbindung müsse geklärt sein, und das gehe nur mit der Westtangente. So sieht Tisold diese Frage sehr gelassen: Bis zum Bau der Straße werde es noch einige Jahre dauern, und bis dahin könne man sich die Zukunft der Feuerwehren noch gründlich überlegen. Dafür plädiert auch Hattersheims Feuerwehrchef Michael Lederer. Er will sich zu dem Thema erst eine Meinung bilden, wenn man Vor- und Nachteile besser abwägen könne. Und genau so äußert sich auch Frank Abel, Wehrführer in Okriftel. Er kann sich vorstellen, dass eine Zusammenlegung funktioniert, möchte aber zuvor alle Randbedingungen genau geprüft sehen. „Massenaustritte wird es nicht geben“, lautet seine Prognose. Stellt sich die Frage, ob sich dann noch genügend Nachwuchs für die Jugendfeuerwehr mobilisieren ließe. Tisold ist da pessimistischer – er rechnet damit, dass bei einer Zusammenlegung ein Drittel der Aktiven die Einsatzabteilung verlassen würde. Eine Berufsfeuerwehr aber käme die Stadt erheblich teurer, eine Pflichtfeuerwehr – nach geltender Gesetzeslage könnte die Stadt Bürger zum Feuerwehrdienst verpflichten – wäre kaum durchsetzbar. „Wir müssen in den Gesamtprozess mit einbezogen werden“, fordert Abel, dass auf keinen Fall über die Köpfe der Feuerwehren hinweg entschieden werden soll. Übers Knie brechen möchte auch die SPD nichts: Zunächst einmal soll der Magistrat – auch die finanziellen – Vor- und Nachteile ermitteln und ein Konzept vorlegen, in Abstimmung mit den Stadtteilwehren und dem Stadtbrandinspektor. Dabei soll den Interessen der Ortsgruppen des Roten Kreuzes Rechnung getragen werden. (bt) Der Antrag wird heute von 20 Uhr an im Haupt- und Finanzausschuss diskutiert. Zuvor tagen um 18 und 19 Uhr der Ausschuss für Soziales, Kultur und Sport und der Ausschuss für Bauen und Verkehr (alle im Hessensaal, Posthof). |